1.
Tag / Sonntag:
Wo Hannibal mit seinen 37 Elefanten die Alpen
überquert haben mag, geht heute eine kleine
Strasse über den Montgenèvre-Pass und
verbindet die Ortschaften Briancon und Bardonecchia,
in den italienisch-französichen Alpen. Dieser
geschichtsträchtige Ort ist genau der richtige
Ausgangspunkt für unsere spektakuläre
Offroad-Reise!
Genau wie Hannibal, werden wir bei dieser Tour hoch
in den Bergen campen. Am heutigen Anreise-Tag treffen
wir uns aber in einem 4-Sterne-Hotel auf der Pass-Höhe,
um uns hier kennenzulernen, um hier gemeinsam zu
Abend zu essen, und um hier noch einmal komfortabel
zu übernachten, bevor am nächsten Morgen
unser Abenteuer beginnt...
2.
Tag / Montag:
Aufbruchstimmung... Briefing... Allrad-Antrieb rein...
Untersetzung zuschalten... Ausgabe der Funkgeräte...
und dann geht es schon los: "Wir senden auf
Kanal 16, denn 4x4 ist 16!"
Gleich am ersten Tag befahren wir eine der höchsten
Offroad-Strecken Europas! Während sich links
unbezwingbare Felswände emportürmen, winden
sich auf der rechten Flanke eines schmalen Tales mehrere
Serpentinen-Gruppen abenteuerlich hoch zum Gipfelgrad.
Vorbei an rauschenden Gebirgsbächen und blühenden
Almwiesen voller Edelweiß, nähern wir uns
mit Allrad-Antrieb unaufhörlich den ersten Gipfelpunkten
der West-Alpen. Auf Höhe eines tosenden Wasserfalls
stoppen wir und springen aus unseren Fahrzeugen: Die
Softtops werden nach hinten geklappt, oder die Hardtops
nach oben geöffnet, das Panorama ist einfach
überwältigend...
Es geht hoch hinauf auf den nach "Germain
Sommeiller" benannten Pass, auf dem sich
früher einmal eine einsame Wetterstation befunden
hat. Strenge Winter mit Lawinen-Abgängen haben
die abgetragene Wetterstation zerstört, aber
die Versorgungspiste führt heute noch bis auf
3.000 Meter empor zu einem Gletscher-See in der absoluten
Abgeschiedenheit der Berge. Weit schweift hier oben
der endlose Blick über das grandiose Felsenmeer
der Alpen und wir stehen mit unseren Geländewagen
auf dem Dach Europas!
Am Nachmittag lenken wir unsere Jeeps über ausgewaschene
Bergpfade mit grandioser Fernsicht und erreichen am
frühen Abend unsere 1. Campstelle auf 2.000 Metern
Höhe über dem Meer! Schon bald knistert
das Lagerfeuer und die Kochgeschirre klappern. Unsere
Geländewagen stehen im weiten Bogen um die Feuerstelle
herum. Der flackernde Schein taucht das Camp in ein
eindrucksvolles Licht. Eine ganz besondere Atmosphäre
von Freiheit & Abenteuer...
3. Tag / Dienstag:
"Hier geht es hoch, Untersetzung rein, kleiner
Gang, jetzt bekommen wir richtig Spass!"
ruft einer der Scouts durch das Funkgerät. Abenteuerlich
ist der Anstieg, aber es wird sich lohnen! Eine Grenzkamm-Piste
schlängelt sich bis zum Horizont durch die Berglandschaft
und selbst die schmale Windschutzscheibe eines Wranglers
wird hier oben zur Panorama-Lounge.
Vereinzelte Wolken streifen über die Kämme
und sorgen für ein stetiges Licht- und Schattenspiel.
Wir sind so hoch, oft blicken wir von oben auf tiefer
ziehende Wolken, die unten die Täler füllen.
Ein beeindruckendes Naturschaupiel!
Wasserfälle dominieren die Fernsicht! Und in
der Nähe eines mächtigen Wasserfalls schlagen
wir heute Nacht unser Camp auf. Die satten Almwiesen
gehören hier zu einem italienischen Bergbauernhof,
wo Maurizio der "Patron" ist. Am
nächsten Morgen öffnet Maurizio für
uns die eisenbeschlagenen Holztüren zu seinem
Käse-Keller. Wir revanchieren uns für die
traumhafte Campstelle am Wasserfall, indem wir ihm
einige Laibe seiner köstlichen Käse-Schätze
abkaufen.
Und wenn wir dort wieder starten, und den Allrad-Antrieb
für die Weiterfahrt über seinen Privatweg
einlegen, dann sind alle zufrieden: Wir wegen der
tollen Campstelle, dem köstlichen Käse und
der selbstgemachten Butter, und Maurizio, weil er
seine Produkte gut an uns verkaufen konnte. "Offroad-Abenteuer
mit Nachhaltigkeit" machen den langjährigen
Erfolg unserer Abenteuer-Reisen aus. Ohne unsere Kenntnis
von Land und Leuten kehrt man bei den Schildern "Vietato!
Proprietà Privata" wieder um. Unsere
Reisegruppe fährt weiter...!
4. Tag / Mittwoch:
Der berüchtigte Felsentunnel im Col de Parpaillon
durchschneidet den Gipfelgrad des cottischen Alpen-Hauptkammes.
Einst als geheimes Projekt zur Front-Umgehung für
Militär-Fahrzeuge angelegt, ist die Piste zum
Offroad-Tunnel in 2.800 Metern Höhe heute ein
gut bekannter Höhepunkte jeder 4x4-Alpentour.
Den Einstieg zu dieser legendären Offroad-Strecke
erreichen wir aber nicht so wie alle anderen über
eine Straße, sondern über einen weitgehend
unbekannten Parallel-Pass! Dieser Offroad-Schleichweg
windet sich über mehrere steile Serpentinen bergwärts
und wird regelmäßig vom Schmelzwasser der
letzten Schneefelder ausgewaschen. Nur mit Allrad-Antrieb
und Untersetzung können wir diesen Pass bei Nässe
überschreiten. Hier wirkt 4x4! Allrad-Antrieb
rein - Alltag raus...
5. Tag / Donnerstag:
Donnerstags ist Wochenmarkt in dem kleinen, italienischen
Dörfchen Demonte. Wir genießen das italiensche
Markttreiben, versorgen uns mit frischem Proviant
vom Wochenmarkt, trinken einen Cappuccino bei Elio
und starten von hier aus hoch zum gewaltigen "Rocca
la Meja", mit seiner markanten Felsen-Silhouette.
Über
eine raue Piste fahren wir bergwärts. Vorbei
an grandiosen Felsformationen steigen wir immer weiter
empor und lassen die Baumgrenze weit hinter uns. In
der Ferne leuchten die Felsformationen entlang des
sagenumwobenen Valcavera-Passes und vor uns sind die
letzten Schneefelder des Winters auszumachen. Wo in
den schattigen Kehren die warme Sommer-Sonne den Schnee
noch nicht komplett weggetaut hat, müssen wir
uns mit unseren Geländewagen durcharbeiten...
Kein Problem für uns, deshalb haben wir ja Geländewagen!
Zu dieser Jahreszeit handelt es sich aber nur um die
allerletzten Schnee-Reste in diesen großen Höhen,
spezielle Reifen oder Schnee-Ketten sind nicht erforderlich.
Stattdessen ist eine Portion Pionier-Geist immer angebracht,
der gehört bei solchen Offroad-Touren immer dazu!
Sollte doch mal etwas mehr Schnee in einer Kehre liegen,
schaufeln wir ihn in Teamwork beiseite oder fahren
über einen der anderen Pfade durch dieses Gebiet.
Unsere Scouts kennen sich hier oben aus wie die Cowboys
in ihren Satteltaschen...
Diese Passage wird auch im Rahmen der "Großen
Alpenüberquerung 2017" von TC-Offroad-Trekking
gefahren. Sowohl in der Camp-Variante,
wie in der Hotel-Variante.
6. Tag / Freitag:
Diese Nacht haben wir im malerischen Maira-Tal verbracht
und steigen heute Vormittag über die Elva-Schlucht
auf zur "Varaita-Maira-Kammstraße".
Die unter Offroadern bekannte Bezeichnung "Varaita-Maira-Kammstraße"
hat sich der Autor eines seit langem weit verbreiteten
Reisebuches für Offroad-Alpen-Touren ausgedacht.
Bei den Einheimischen vor Ort heißt diese Piste
ganz anders, nämlich "Strada dei Cannoni".
Diese Offroad-Piste setzt sich aus einem landschaftlich
schönen Stück und einer fahrtechnisch interessanten
Strecke unterhalb der Baumgrenze zusammen. Da der
Buchautor nur das landschaftlich schöne Stück
in seinem Reiseführer beschrieben hat, kennt
kaum jemand die fahrtechnisch viel interssantere 2.
Piste. Der Einstieg zur dieser 2. Piste befindet sich
sehr versteckt oberhalb einer einsam gelegenen Wallfahrtskapelle.
Wir fahren mit unseren Geländewagen selbstverständlich
über beide Strecken!
Schmal ist der Pfad, ausgeschwaschen und steinig...,
und steil geht es runter..., die Geländewagen
winden sich in die Achsverschränkungen..., schalten...,
lenken..., Spiegelblick..., der Scout winkt "...es
passt!" Funkdurchsage an den Wagen dahinter:
"Der Nächste kann los!"
Unten angekommen klopfen sich die Einweiser den Staub
aus den Jacken: "Puh, alle haben´s gut
geschafft, weiter geht´s!"
Die "Strada dei Cannoni" ist eine von mehreren,
ehemaligen Miltär-Pisten hier in dieser Region.
Über eine weitere Militär-Piste erreichen
wir gegen Abend eine mächtige, verlassene Gebirgsfestung
in 1.900 Metern Höhe, wo wir unser Camp für
die letzte Nacht dieser Reise aufschlagen. Nicht selten
begleiten uns an dieser Campstelle dramatische Sonnenuntergänge,
mit skurrilen Farbenspielen am Horizont, bis die Sonne
weit im Westen versinkt und nur noch das Flackern
der Flammen unsere geselligen Runden am Lagerfeuer
beleuchtet...
7. Tag / Samstag:
Die Legende zum Schluss: der legendäre "Ligurische
Grenzkamm", wird von den Einheimischen "La
Via del Sale" genannt, und bildet die letzte
Etappe unserer Alpenüberquerung. Zwischen den
Jahren 2010 und 2015 war diese schmale Offroad-Piste
im italienisch-französichen Grenzgebiet erst
nur noch teilweise, dann überhaupt nicht mehr
befahrbar. Schwere Winterschäden mit Felsabbrüchen
machten den schmalen Bergpfad unpassierbar. Inzwischen
ist die Piste wieder hergestellt. Sie hat ihren fahrtechnischen
Schrecken verloren, ist aber nachwievor eine landschaftlich
traumhafte Offroad-Piste durch die einsamen Berge
Liguriens. Am Ende unserer Reise steigen wir auf Höhe
der Ortschaft La Brigue hinab ins Tal und genießen
zum letzten Mal bei dieser Reise einen Café
au Lait auf dem malerischen Marktplatz eines kleinen
Alpen-Dörfchens.
Analog zum Hannibal-Zitat verabschieden wir uns mit
den Worten: "Wir lieben es, wenn ein Plan
funktioniert", obwohl dieser Ausspruch ja
üblicherweise von einem anderen Hannibal stammt...
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